Kriminalität und Kriminalisierung – „Rowdytum“ und „Rowdys“ im Bezirk Potsdam 1968–1989. Vortrag von Sebastian Stude

Im Rahmen des wissenschaftlichen Kolloquiums des Bundesarchivs/Stasi-Unterlagen-Archivs hat unser Kollege Dr. Sebastian Stude am Mittwoch, 1. Dezember 2021 in einer online veranstalteten Sitzung zum Thema „Kriminalität und Kriminalisierung – 'Rowdytum' und 'Rowdys' im Bezirk Potsdam 1968–1989“ referiert.

„Rowdys“ standen in der DDR als Chiffre für unangepasstes Verhalten junger Männer im öffentlichen Raum. Zum politischen Feindbild geronnen die „Rowdies“, wenn sich ihr Verhalten gegen staatssozialistische Repräsentanten, Symbole oder Ideen richtete. Im neuen DDR-Strafgesetzbuch von 1968 war „Rowdytum“ (§ 215) dann als eigenes Strafdelikt ausformuliert.

Am regionalen Beispiel präsentierte Sebastian Stude einen Forschungsbericht zu „Rowdys“ und „Rowdytum“ als Arbeitsgegenstand der Stasi im Bezirk Potsdam zwischen 1968 und 1989 und erörterte die Hypothese, dass es „Rowdys“ und „Rowdytum“ in der DDR einmal mit und einmal ohne Anführungszeichen gegeben habe. Neben dem tatsächlich strafrechtlich relevanten Verhalten gab es eine politisch motivierte Kriminalisierung. So oder so erfüllte die spezifische Figur des „Rowdys“ im DDR-Strafrecht zweierlei Funktionen: Sie schuf erstens die Möglichkeit höherer Strafen. Und sie provozierte zweitens gesellschaftliche Stigmatisierung und Entsolidarisierung zwischen den Delinquenten und der übrigen ostdeutschen Gesellschaft. Dreh- und Angelpunkt dabei blieb die Sicherung der SED-Herrschaft.

Datum: 1. Dezember 2021
Ort: Zoom